Auf den Pyrenäen-Airport Huesca muss eigentlich niemand fliegen. Dass es uns auf unserem Trip 2018 dorthin verschlagen hat, war eher ein Zufall. Doch der Reihe nach:
Eigentlich hatten wir ja immer noch die Griechenland-Tour auf dem Schirm und uns dafür in diesem Jahr ausreichend Zeit frei gehalten. Bei der Planung wurde aber deutlich, dass es in Griechenland – zumindest was die Gebührenstruktur auf Flughäfen angeht – nur kommerzielle Luftfahrt zu geben scheint. Und da wir als Schwaben nicht gewillt waren, für jede Landung rund 200€ hinzublättern, wandten wir uns anderen Zielen zu. Vom Rhythmus her war wieder die iberische Halbinsel angesagt, also planten wir in diese RIchtung. Ziel sollte Murcia San Javier sein und am Mittwoch, den 5. September flogen wir unsere erste Etappe nach Dole. Dieses Ziel hatten wir nur ausgewählt, weil es günstig auf unserem Kurs lag, die Brugundische Pforte eigentlich immer fliegbar ist und der Luftraum von Basel – im Gegensatz zu demjenigen von Zürich – immer problemlos zu durchqueren ist. Wir waren frühzeitig auf FL85 gestiegen und konnten unseren Flug in dieser ruhigen Höhe über den Wolken unbehelligt in kanpp zwei Stunden bis an unser Etappenziel fliegen. Am Platz war überhaupt nichts los, deshalb durften wir bei schwachem Wind früh auf das lange Endteil für die 23 einbiegen. Das Aufregendste war schließlich, im Gewirr der gelben Linien den uns zugewiesenen Abstellplatz 52 zu finden. |
Nach dem Ausladen und Versorgen der DA-40 setzten wir uns auf eine Cola auf die Terrasse der Flughafengaststätte und überlegten, wie wir in das vorher avisierte Hotel kommen sollen. Nach zwei Stunden Sitzen entschlossen wir uns schließlich zu einem einstündigen Fußmarsch, der teilweise am Rhone-Rhein-Kanal entlang führte. Diesen Weg am Kanal entlang nahmen wir auch wieder auf, als wir am Abend ebenfalls eine Stunde lang in Städtchen bummelten, das mit seiner Altstadt durchaus einige pittoresque Ecken aufzuweisen hat. Thema beim Abendessen war wie immer die Flugplanung für den nächsten Tag. Wir hatten uns vorgenommen, in Brive-la-Gaillarde einen ehemaligen Fliegerkameraden zu besuchen, der dort seinen Ruhestand verbringt. Dieter und seine Frau freuten sich auf unseren Besuch und mahnten uns, auch rechtzeitig zum Mittagessen da zu sein! |
Daruas wurde jedoch zunächst nichts, da uns am Donnerstag das plötzlich aufgezogene und deutlich schlechter als vorhergesagte Wetter unsere Absichten durchkreuzte. Lange verfolgten wir das Regenradar, aber Brive blieb beharrlich unter ausgedehnten Regenwolken, so dass wir etwas für die Bildung unternahmen, wieder am Kanal entlang in die Stadt marschierten und dort das Pasteur-Museum besuchten. Louis Pasteur ist 1822 in Brive geboren und in seinem Geburtshaus ist heute ein nettes kleines Museum eingerichtet.
Am Freitag war dann wieder Kaiserwetter über ganz Frankreich. Am Flugplatz drehte ein zweimotoriger Oldtimer auf der 05 seine Runden und wir konnten zwischendrin unseren Flug nach Brive beginnen. Während des Rollens sagte uns der Tower, dass er von uns keinen Flugplan vorliegen hätte. Den hatten wir freilich schon am Tag vorher wie immer auf unseren Reisen über das AIS-Portal aufgegeben. Ein Flugplan war zwar für diesen Flug nicht vorgeschrieben, aber er ist sehr zu empfehlen, da es ist natürlich lästig ist, bei jedem Frequenzwechsel die gesamte Story vom woher, wohin, Flugzeugtyp usw. erneut erzählen zu müssen. Aber diesmal musste es halt ohne gehen, auch auf der Infofrequenz war nichts von einem Flugplan bekannt. Ohnehin waren wir wieder in FL85 völlig unbehelligt unterwegs und flogen in ruhiger Luft über kleine und größere Cumuli hinweg unserem Ziel entgegen. Auch in Brieve war bis auf eine C 152 im Platzrundenverkehr nichts los, unseren Abstellplatz konnten wir uns selbst aussuchen.
Am Flugplatz holten uns Dieter und seine Frau mit dem Auto ab. Auf ihrer Terrasse hatten sie für uns ein opulentes französisches Mahl vorbereitet und rasch vergingen mit Essen und Erzählen einige Stunden, bevor sie mit uns noch einen Ausflug zu in der Nähe gelegenen Sehenswürdigkeiten unternahmen:
Collonges-la-Rouge ist eine winzige Gemeinde mit wunderschönen alten Häusern, die allesamt aus rotem Sandstein erbaut sind. Turenne ist eine kleine Ortschaft, die durch ihre mächtige, mittelalterliche Burgruine beeindruckt.
Der nächste Tag, der Samstag, sollte uns nach Spanien bringen. Auf dem Flughafen von Brive war Hochbetrieb, eine große Menschenmenge drängte sich vor der Sicherheitskontrolle. Als wir am Infostand fragten, wie wir denn zu unserem Flieger gelangen könnten, schleuste uns die Mitarbeiterin an den wartenden Menschen vorbei ganz nach vorne in die Schlange, wo wir uns dann ebenfalls ausgiebig der bekannten Prozedur unterziehen mussten. Beim Beladen unseres Fliegers sahen wir dann auch den Grund für den großen Andrang: Eine Ryanair-Maschine setzte zur Landung an und kam auf der Bahn zum Vorfeld zurückgerollt. Dann waren wir an der Reihe und starteten von der Intersection B aus auf den verbleibenden 1.100m der Bahn. Die erbetene FL85 bekamen wir problemlos wieder genehmigt und der einzige Hinweis des Lotsen war, wir mögen doch eine Sprungzone in der Nähe unseres Kurses meiden.
Zu den Pyrenäen hin wurden die Wolken dichter. Wegen des Geländes stiegen wir auf FL115 und fanden problemlos unseren Weg durch die Wolkentürme. Auf der spanischen Seite nahm uns Barcelona in Empfang. Den erbetenen Sinkflug konnten wir "on own discretion" durchführen, also setzten wir die Höhe in Fahrt um und erreichten recht bald unser Etappenziel Huesca. Der Pyrenäenairport Huesca ist ein aufwändig ausgebauter Flughafen, den jedoch keine Linie mehr anfliegt und der wohl von einer englischen Flugschule lebt, die dort ausgiebig auf DA-40 schult. Eine Tower-Frequenz gibt es zwar, auf der wird jedoch nur air/air gefunkt. Man gibt seine Positionen und Absichten durch und hört von den anderen, welche Piste in Betrieb ist. Bei uns war es die 12R, auf die wir uns nach 1:43h Flugzeit setzten. Das Vorfeld war bis auf eine weitere DA-40 und einen Hubschrauber leer und wir suchten uns nach eigenem Gutdünken unseren Abstellplatz.
Vorgesehen war nur ein kurzer Aufenthalt mit Nachtanken und Weiterflug nach Murcia - San Javier. Allerdings benötigen ausländische Luftfahrzeige hierfür eine spezielle Genehmigung, die wir noch nicht erhalten hattem, zudem verschlechterte sich das Wetter nach Süden hin zusehends und drittens gab es in Huesca keinen Sprit. Zumindest nicht sofort, sondern erst mit 48 Stunden Vorlauf, weil der Tankwagen aus Saragossa kommen müsste. Dies alles erklärte uns die kleine aber sehr resulute spanische Dame, die irgendwo im leeren Flugplatz verloren allein in einem riesigen Büro saß und zwischen zwei Computern Daten hin- und her abschrieb und eintippte. Dazu lief der Funk mit den Blindmeldungen der an- und abfliegenden Flugzeuge und nebenher bediente sie mit einem Joystick eine Kamera, mit der sie das Vorfeld überwachte - eine ziemlich eigentümliche Atmosphäre. Englisch sprach sie, trotz der vielen englischen Flugschüler nur ganz schlecht, so dass wir uns nur sehr eingeschränkt unterhalten konnten. Zudem konnten wir nicht glauben, dass all die vielen DA-40 der englischen Flugschule, die ebenfalls mit einem Thielert-Motor ausgerüstet waren, den Tankwagen aus Saragossa zum Nachtanken ordern würden. Ihre einzige Empfehlung war, vor dem nächsten Flug das AIP genauer zu studieren. Das hatten wir natürlich gemacht und gesehen, dass Jet-A1 verfügbar sei, aber den an ganz anderer Stelle platzierten Hinweis mit der benötigten Vorlaufzeit halt nicht. Dann bemängelte sie noch meinen Flugplan, da wohl die "ergänzenden Angaben" zur Anzahl der Personen an Bord, der Sicherheitsausrüstung usw. nicht übermittelt worden waren. Die hatten wir jedoch über das AIS-Portal aufgegeben und mussten unterwegs verloren gegangen sein. Schließlich dürfe in einen VFR-Flugplan keine Route eingegeben werden, stattdessen müsse dort nur VFR stehen. Dafür war die Landegebühr mit knapp 7€ sehr günstig und sie verzichtete auf das angebotene Trinkgeld, da es ihr verboten sei, ein Trinkgeld anzunehmen.
Also alles etwas anders in Spanien - oder zumindest in Huesca. Für uns begannen nun das Rechnen und die Such nach Dieselnachschub. Lleida lag zwar in der Nähe, das ist aber auch so ein Geisterflughafen wie Huesca mit 48 Stunden Vorlauf für den Tankwagen. Doch nach Sabadell war es nur eine knappe Stunde und die hatten wir samt Reserve noch gut in unseren Tanks. Also wieder umgeplant, Flugpläne gecancellt und neu aufgegeben. Der Flug selbst nach Sabadell war aufgrund des sich inzwischen verschlechterten Wetters etwas anspruchsvoll und die EPUZ flog so manches Mal durch die "Waschstraße".
In Sabadell selbst war wenig Betrieb und wir konnten direkt ins Endteil auf die 13 einfliegen:
Spannend war dann wieder die Parkplatzsuche, weil die Dame auf dem Tower uns wortreich erklärte, wo wir unseren Flieger abstellen sollen, anstatt uns einfach die Parkplatznummer zu nennen, die in riesigen Ziffern auf den Boden aufgemalt war. Schließlich hatten wir es aber zur Zufriedenheit aller geschafft, die richtige Position einzunehmen. Den Weg zum GAT kannten wir noch von unserem letzten Besuch und am Gebäude prangte noch das schwarze C auf gelbem Grund. War aber auch nicht recht, das GAT war zwischenzeitlich auf die Nordseite umgezogen und eine Polizistin ermahnte uns mit erhobenem Zeigefinger, nicht verbotene Wege zu gehen! Jedenfalls hatten wir schließlich das "Hochsicherheitsgelände" verlassen und genehmigten uns erst mal ein kaltes Bier auf der Terrasse der Gaststätte.
Ein passables Hotel fanden wir ganz in Flughafennähe, allerdings auf der Nordseite. Dafür hätten wir rund um den Flugplatz laufen müssen und das meist am Rand mehrspuriger Straßen. Also ließen wir ein Taxi rufen und waren überrascht, dass dann gar kein Taxi kam, sondern ein junger Mitarbeiter der AENA, der uns in seinem "Dienstwagen" gerne ins Hotel fahren wollte. Da war es ganz gut, dass wir die Navigation zuvor schon auf unseren Mobiltelefonen erkundet hatten und ihm den Weg weisen konnten, denn er kannte weder das Hotel noch den Weg dorthin. Mit vereinten Kräften und tatkräftiger Unterstützung von Google-Maps schafften wir schließlich auch diese Hürde.
Als nächstes machte uns die Inkompatibilität zwischen dem deutschen Hunger und den Öffnungszeiten der spanischen Lokale Probleme: Wir hatten den ganzen Tag über nichts gegessen und spürten gegen 17 Uhr deutlich die Leere in unseren Mägen. Es war aber kein Lokal zu finden, das vor 20 Uhr oder gar erst 21 Uhr öffnen würde. Lange irrten wir durch die tristen Straßen von Sabadell, bis wir endlich im Hinterhof eines Fahrradgeschäfts ein offenes Lokal fanden. Doch auch hier folgte die Enttäuschung auf dem Fuß: Die Kühe würde erst gegen 21 Uhr öffnen. Man war jedoch bereit, uns zwei Burger zuzubereiten. Während des Wartens auf dieselben waren wir überrascht vom Umsatz in diesem Geschäft. Etwa alle 15 Minuten kam ein zufriedener Käufer mit einem bulligen Rad mit dicken Reifen aus dem Laden - Räder, die wir zuvor im Schaufenster gesehen und uns über deren Preisregionen ab 3.000€ aufwärts gewundert hatten.
Die nächste Hürde bestand dann am folgenden Tag darin, wieder auf's Flugplatzgelände zu kommen. Am Eingang erklärte uns die Security, dass wir zuerst unsere Lendegebühren bezahlen müssten. Das Büro war nun zwischenzeitlich ja auf die Nordseite umgezogen und nach einigem Telefonieren wollte man uns die Rechnung "senden", um sie vor Ort und Stelle bezahlen zu können. Die Security komplimentierte uns wortreich auf die andere Straßenseite, wo wir in eine winzige Baracke gehen sollten. Dort war gerade Platz für ein riesiges Bezahlterminal und einen Laserdrucker. Tatsächlich begann letzterer nach einigen Minuten zu pfeifen und zu rattern und spuckte die Rechnung für unsere Landung aus. Den dort angegebenen Betrag tippten wir in das Bezahlterminal ein, schoben die Kreditkarte hinterher und konnten so schließlich die verlangte Summe bezahlen. Als Bestätigung spuckte der Automat zahlreiche Zettel aus, mit denen wir wieder zur Secirity gingen und damit tatsächlich Einlass erhielten.
Nach dem Beladen unseres Fliegers durften wir über die Bahn auf die Nordseite zum Tanken rollen. Den Weg kannten wir noch von unserem Besuch vor sieben Jahren und genau wie damals musste der Tankwart zuerst unzählige Terminals mit unzähligen Daten füttern, bis endlich der Treibstoff in die Tanks fließen konnte. Mit der anschließenden Bezahlprozedur hatte der Tankvorgang über eine halbe Stunde gedauert und wir waren damit ins Zeitfenster unseres Flugplans gekommen. Also setzten wir uns in die EPUZ, ließen den Motor an und etwas warmlaufen, um dann das Rollen zu erbitten. War aber nix mit rollen, wir müssten noch 10 Minuten warten, weil in Barcelona so viel los sei. Also Motor wieder aus, 10 Minuten warten und dasselbe von vorne. Einschließlich des Hinweises vom Tower, dass wir weitere 15 Minuten warten müssten. Nach 15 Minuten fragten wir vorsichtshalber vor dem Anlassen nach der Rollfreigabe. Inzwischen hatte die Towerbesatzung gewechselt und die nun diensthabende Dame erklärte uns "You can taxi, whenever you want!" Wir rollten also zur 13, gaben Gas uns steigen in den wolkenverhangenen Himmel. Nach dem Wechsel auf Barcelona APP konnten wir den Delay schon nachvollziehen, der arme Lotse sprach pausenlos mit Luthansa und Co. und versorgte selbst uns noch mit Verkehrsinformationen. Wir schauten, dass wir unter den niedrigen Wolken und über die bergige Gegend durch manche Waschstraßen hindurch die Küste bei Lloret de Mar erreichten.
An der Küste war zwar das Wetter auch nicht besser – im Gegenteil: dort hingen die Wolken noch ein paar Fuß tiefer – wenigstens hatten wir über dem Wasser und in der schlechten Sicht nicht mehr mit dem bergigen Gelände zu kämpfen. Stellenweise mussten wir auf 600 Fuß sinken, um noch unter den Wolken durchzukommen. Anstatt den reizvollen Blick auf die Küste genießen zu können, mussten wir unseren Weg durch die Wolken hindurch suchen. Leider stimmte auch der Wetterbericht nicht, der Richtung Frankreich hin deutlich besseres Wetter versprochen hatte. Erst nach der Grenze – etwa in Höhe Perpignan – wurde es wirklich besser, so dass wir zwar unter einer geschlossenen Wolkendecke aber doch in stabilen 2000ft nach Beziers fliegen konnten.
Auf dem "Cap d'Agde-Airport" war wenig los, wir konnten direkt anfliegen. Routiniert entluden wir unseren Flieger und verzurrten ihn auf der Gras-Abstellfläche. Durch ein Drehtor gelangten wir ins Freie und ein gerade ankommendes Taxi nahm uns mit in die Stadt. Wir bezogen unser Hotel, machten uns zu Fuß auf in die nahegelegene Innenstadt und bewunderten die Springbrunnenanlage am Boulevard Jean Jaurès.
Danach besuchten wir die Kathedrale Saint_Nazaire und schlenderten hinuter zum Fluß Orb an die alte Brücke, um dort die unvermeidlichen Postkartenfotos von der Brücke und der Kathedrale zu machen.
Nachdem wir nun schon einige "alte Steine" angeschaut hatten, bekamen wir Lust auf noch mehr altes Gemäuer und da Carcassonne nur eine halbe Flugstunde entfernt war, planten wir unser nächstes Leg für den folgenden Tag genau dorthin. Am nächsten Tag war auf dem Flughafen einiges los: Ryan-Air Maschinen landeten und waren 25 Minuten später wieder in der Luft. Wir konnten – wenn auch erst nach mehrmaligem Klingeln – unbehelligt von dem emsigen Treiben durch das Drehtor wieder auf's Gelände und die EPUZ fertig machen. Heiner bezahlte moderate 23€ fürs Landen und Parken und zwischen zwei 737 der irischen Billigfluglinie hoben wir ab. Carcassonne wird ebenfalls von Ryan-Air angeflogen, aber auch hier kamen wir zu einem günstigen Zeitpunkt und konnten problemlos über den rechten Queranflug auf die 28 anfliegen und ganz ans westliche Ende aufs Vorfeld 3 rollen.
Die im Boden eingelassenen Ringe ließen sich rostbedingt kaum aufstellen, doch auch diese Herausforderung schafften wir. Den Flughafenbereich konnten wir auch hier über ein Drehtor verlassen, jedoch fotografierten wir vorher das Schild, auf dem der Wiedereintrittscode für den Monat September angebracht war, der uns den Zutritt für den Abflug garantierte. Am Infoschalter im Abflugterminal füllten wir schon mal ein Formular aus, damit die Rechnung für unsere Landung erstellt werden könne. Dann brachte uns das Taxi zum Hotel, von dem aus wir zu einem kurzen Fußmarsch in die Festung aufbrachen.
Die Cité de Carcassonne, eine mittelalterliche Festungsstadt, ist wirklich einen Besuch wert. Wir waren froh, dass wir bereits außerhalb der Saison unterwegs waren und sich die Menschenmassen stark in Grenzen hielten. Außerdem war es zwischenzeitlich schon später Nachmittag geworden, so dass wir uns problemlos innerhalb der mit einer doppelten Mauer gesichterten mittelalterlichen Stadt bewegen konnten. Wir besuchten die aus dem 12 Jahrhundert stammende Basilika Saint Nazaire sowie das Grafenschloss und schlenderten durch die verwinkelten Gassen. Bei einer vorzüglichen Pizza im Schatten der alten Mauern und Gebäude diskutierten wir unseren weiteren Reiseverlauf. Dieter hatte uns bei unserer Abreise erzählt, dass er noch am gleichen Abend in den Urlaub nach Quiberon aufbrechen und dort einen weiteren Fliegerkameraden unseres Vereins treffen wolle. Also beschlossen wir, am nächsten Tag rund 3 Stunden quer durch Frankreich in die Bretagne zu fliegen. Der Flug dorthin schien durch eine Vielzahl an TMAs und Sperrgebieten deutlich anspruchsvoller, aber wir ließen uns davon nicht beeindrucken und planten unsere Strecke auf geradem Weg.
Am nächsten Tag gelangten wir mit Hilfe der notierten Zahlenkombination problemlos zu unserer DA-40 und beluden diese. Nachdem der Tankwagen eine Ryan-Air-Maschine versorgt hatte, kam er zu uns und füllte die Tanks der EPUZ. Der Bezahlvorgang vor Ort machte dann größere Schwierigkeiten, so dass Heiner zu einer einer Fahrt im Tankwagen zurück ins Terminal kam. Kurz darauf brachte ihn der Tankwagen wieder zurück und wir starteten auf der 28 Richtung Nordwest.
Aufgrund der Luftraumstruktur wurden wir sehr häufig – oft im 10-Minuten-Raster – von einer Kontrollstelle zur nächsten weitergeleitet. Jedes Mal dasselbe Spiel: Neue Frequenz rasten, und – da unser VFR-Flugplan offensichtlich nirgends bekannt war – alle "details" erneut erzählen. Da wir in FL95 unterwegs waren, gab es nirgendwo Probleme. Auch ein aktives militärisches Sperrgebiet durften wir problemlos durchfliegen, mussten dafür nur "Cognac control" rufen. Kreativ sind die Franzosen ja bei der Vergabe der Rufzeichen: Neben Cognac Control gibt es auch noch Riesling Control in der Gegend der Burgundischen Pforte. Den Nahverkehrsbreich von Nantes durften wir ebenfalls passieren und begannen anschließend mit dem Sinkflug auf Quiberon. Dort war der Turm nicht besetzt, also setzten wir unsere Absicht und unsere Positionsmeldungen vorsichtshalber auch auf französisch ab. Niemand schien davon Notiz zu nehmen, so konnten wir ungestört über die rechte Platzrunde auf die 29 anfliegen.
Für uns völlig unvorstellbar war an einem Dienstag mit wunderschönem Flugwetter um 15 Uhr so gut wie kein Flugbetrieb mehr in Quiberon. Eine PA-28 startete noch nach unserer Ankunft, dann kehrte Ruhe ein. Da ist es natürlich ein Vorteil, dass die kleinen französischen Plätze auch anfliegbar sind, wenn kein Flugleiter auf dem Turm sitzt - das funktioniert dort schon seit Jahren problemlos. Wir entluden unsere DA-40, drehten die Bodenanker in den sandigen Boden und wie wir damit fertig waren, tauchten Dieter und seine Frau auf, um uns abzuholen. Zunächst gings ins Hotel, dann bekamen wir eine "Stadtrundfahrt" und schließlich einen Ausflug an die côte sauvage, die "wilde Küste". Es ist schon beeindruckend, welch bizarre Küstenlandschaft der Atlantik dort geschaffen hat.
Ganz im Gegensatz zur anderen Seite, wo die langestreckte Halbinsel eine riesige, geschützte Bucht mit feinen Sandständen bildet. Auf dieser ruhigen Seite befindet sich auch der Campingplatz, auf dem die beiden und unser Vereinskamerad Fred ihre Zelte und Wohnwagen aufgestellt hatten. Der Platz selbst war um diese Jahreszeit schon so gut wie leer und wir genossen eine ruhigen Sonnenuntergang beim Wein und lokalen Spezialitäten, welche die drei den Tag über im Meer gesammelt hatten: Frische Austern und Miesmuscheln waren ein ganz besonderes Abendbrot.
Wie immer machten wir uns am Abend Gedanken über den weiteren Verlauf unserer Reise. Zunächst mussten wir wieder unsere Tanks füllen. In Quiberon gibt es kein Jet-A1 und keinen Diesel und der lange Herflug hatte uns noch knapp 2 Stunden in den Tanks gelassen. Wir beschlossen, rund eine Stunde nach Angers zu fliegen und dort unsere Vorräte wieder zu ergänzen. Eigentlich stand mit Troyes auch noch ein Besuch in der Champagne auf dem Programm. Die Wettervorhersage ließ aber erkennen, dass uns das schlechte Wetter auf den Fersen war und eventuell eine schnellere Heimkehr ratsam erscheinen ließ. Nach diesen Überlegungen und und dem Austausch alter Erinnerungen brachte uns Fred zu später Stunde zurück ins Hotel.
Am nächsten Morgen wanderten wir zum Flugplatz und machten die EPUZ startklar. Der Turm war nach wie vor nicht besetzt und auch das Flugplatzrestaurant hatte noch nicht geöffnet. Für solche Fälle war am Eingang zum Turm ein Kästchen an der Wand befestigt mit einer Anleitung und einem Landeformular. Lezteres füllten wir aus, steckten es mitsamt der Lande- und Abstellgebühr in ein Kuvert, welches wir in einen ebenfalls dort angebrachten Briefkasten warfen.
Wir starteten auf der 11 Richtung Meer, umflogen Quiberon in einer großen Rechtsplatzrunde und verabschiedeten uns von unseren Freunden durch einen Überflug über den Campingplatz.
Über dem Festland nahm uns Nantes INFO wieder in Empfang und begleitete uns bis nach Angers. Angers ist ebenfalls ein neu ausgebauter Platz mit hervorragender Infrastruktur – auf dem ebenfalls so gut wie nichts los ist. So konnten wir in aller Ruhe die Tanks der EPUZ randvoll füllen und bei einem eiskalten Cola auf der Terrasse unseren weiteren Flugweg überdenken. Da die Wetterentwicklung noch nicht so eindeutig absehbar war, entschlossen wir uns, auf jeden Fall nach Troyes zu fliegen, um dort dann über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Unseren Flugweg dorthin planten wir ein gutes Stück die Loire entlang, weil Heiner noch ein paar der Loireschlösser wenigstens aus der Luft "mitnehmen" wollte. So sahen wir beispielsweise mit dem in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichteten Schloss von Chambord eines der größten und beeindruckendsten Loire-Schlösser überhaupt auf unserem Weg nach Troyes.
In Troyes überlegten wir uns bei einem hervorragenden Essen im Flughafenrestaurant unser weiteres Vorgehen. Leider verdichteten sich in den Wettervorhersagen die Vorzeichen für aufziehendes Schlechtwetter, so dass wir auf einen Besuch der Stadt und eine weitere Übernachtung verzichteten und zwei Stunden später bei noch bestem Wetter den Heimflug nach Elchingen antraten.
Nach unserer Ankunft zuhause hatten wir insgesamt 10 Flüge mit 16:10 Flugstunden zurückgelegt und wieder viel Neues kennengelernt und erlebt. Solche Flüge über die heimische Platzrunde hinaus sind wirklich jedem halbwegs versierten Piloten anzuraten!